E51: "Angst essen Klima auf!?"

Shownotes

Das Gespräch am Ende der Woche – mit Samira El Ouassil und Friedemann Karig.

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Ökern ist gut

ne Diskussion über Klimakommunikation, die mit dem Wort "Klimawandel" anfängt. Genau mein Humor. Geschichtsunterricht: Die Verwendung des Wortes Klimawandels geht in seiner heutigen Form auf den republikanischen Umfrageforscher Frank Luntz zurück, der 2002 der Bushregierung riet vom Wording der Clinton-Administration abzuweichen, die noch von "globaler Erwärmung" gesprochen hatte. Da der Begriff "Klimawandel" ein aus der Wissenschaft entlehnter Begriff sei, der die Summe aller Klimaveränderungen der Erdgeschichte umfasse, könne mit dem Argument, dass es Klimawandel (im Plural) schon immer gegeben habe, Verwirrung gestiftet werden und so die Wissenschaft ins Zentrum der Klimadebatte gezwungen werden, was es im zweiten Schritt ermöglichen würde, öffentlich Zweifel an den Ergebnissen zu äußern, weil das in der Wissenschaft grundsätzlich so gemacht wird. Dadurch wurde die Frage der Wissenschaftskommunikation politisiert und so der Wissenschaft nachhaltig geschadet und eine ganze Diskursindustrie ist daraus entstanden. Wie zynisch dieser reaktionäre Diskurs ist, wird deutlich an der Art und Weise, wie er zu diesem Ergebnis kam: Er drückte jedem/jeder in einer repräsentativen Fokusgruppe ein Gerät in die Hand, anhand dessen sie signalisieren konnten, wie wohl sie sich bei welchem Wording fühlten. Fertig war die Klimapolitik der Republikaner! So und jetzt mal Butter bei die Fische: Ich frage mich, was wäre, wenn wir stattdessen anfangen würden von der systematisch eskalierenden Vernichtung unserer sozio-ökologischen Reproduktionsgrundlagen zu sprechen. Ich stelle mir vor, dass wir im medialen Unterbewusstsein aufhören würden, nach der zehnten Stelle hinterm Komma zu fragen und erst dann zu handeln, wenn es in zehn Jahren auch tatsächlich so eingetreten ist. Ich stelle mir vor, dass die Menschen kein gefühltes Klimaabi nachholen müssten, um der sie umgebenden Ökologie keinen Schaden mehr zuzufügen. Ich stelle mir vor, dass ich keine Schlagzeilen mehr lesen müsste wie "das Abschmelzen des antarktischen Eisschildes (und jetzt ganz wichtig) ... könnte! (eventuell, ganz vllt, in ferner Zukunft) den Meeresspiegel ansteigen lassen." Wir könnten aufhören die Wissenschaftler von ihrer Arbeit abzuhalten und uns primär auf unsere Interaktion mit der uns umgebenden Ökologie konzentrieren.

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